JEM: Bericht vom 2. Spieltag
zurückAm 16. Juli 2011 sind die Jugendeuropameisterschaften mit den Spielen im Mannschaftsbewerb fortgesetzt worden.
Für Österreich ist die Sonne an diesem Tag zwei Mal aufgegangen, da bereits am Vormittag der Aufbruch zu einer Siegesserie begonnen hat.
Den ersten Sieg haben sich unsere beiden jüngsten Teilnehmerinnen in der Klasse der U13 weiblich gegen Zypern im wahrsten Sinne des Wortes erkämpft.
Mischek Karoline hat aus taktischen Überlegungen des Bundestrainers Baranowski das Eröffnungsspiel bestreiten müssen. Das Endresultat von 3:1 für Karoline spiegelt keinesfalls die Dramaturgie des Spieles wider. Nach verlorenem 1. Satz hat sie sehr langsam in Gelassenheit gewonnen. Der Knoten in ihrem Spiel hat sich im 3. Satz gelöst. Zu viele unerzwungene Fehler haben die Gegnerin im 4. Satz wieder ins Spiel gebracht. Karoline hat einen Vierpunkterückstand mit sehenswerten Punktschlägen egalisiert und schlussendlich diesen Satz 14:12 und damit das Spiel 3:1 gewonnen. Karolines Sieg hat möglicherweise die Basis für Tischler Valeries ersten Einzelerfolg bei dieser JEM geschaffen. Unbeschwert, und nicht mit dem Bewusstsein des unbedingten gewinnen Müssens hat sie locker aufgespielet und wiederholt Serienpunkte mit guten Topspinschlägen aus der Rückhand, deren Drall von der Gegnerin nicht zu bändigen gewesen ist, gemacht. Der ungefährte 3:0 Sieg ist hochverdient und die logische Konsequenz gewesen. Das Doppel ist nach verlorenem 2. Satz mit dem Gewinn des 3. Satzes beim Stande von 1:1 entschieden worden. Karoline hat mit einem Aufschlagfehler beim Stande von 10:9 kurzfristig für Spannung gesorgt, welche sich rasch gelegt hat, denn der 4. Satz hat sich zu einer einseitigen Angelegenheit für unsere Mädchen entwickelt. Mit diesem Sieg hat die Hoffnung auf den 2. Gruppenplatz neue Nahrung bekommen.
Valerie und Karoline ist von Bundestrainer Baranowski verschwiegen worden, dass das Erlangen des 2. Gruppenplatzes gleichbedeutend mit der zumindest theoretischen Chance zum Aufstieg in den 1. Level und damit der Berechtigung, in der höchsten Leistungsklasse bei Europameisterschaften spielen zu dürfen, verbunden ist, um den psychischen Druck aus dem Spiel zu nehmen. Ohne sein Wissen sind sie darüber über Unwegen von unseren Burschen unterrichtet worden. Um dieses Ziel zu erreichen ist ein Sieg gegen Lithauen gefordert worden. Beide Mädchen haben sich auf dieses Spiel sehr professionell vorbereitet. Karoline hat die beiden ersten Sätze verloren, da sie sich nicht gut genug auf den Außennoppenbelag einstellen konnte. Mit taktischer Disziplin und unter den tosenden Anfeuerungsrufen unseres gesamten JEM-Teams hat sie das Spiel noch zu drehen vermocht und mit 3:2 gewonnen. Damit hat sie gute Voraussetzungen für eine kleinen Sensation geschaffen. Valerie hat im nächsten Spiel leider nicht die erforderliche Lockerheit gehabt, um wenigstens in Normalform zu agieren. Die Verkrampfung hat ihren Niederschlag in relativ einfachen Fehlern gefunden und ihrer Gegnerin ein zu Einfaches 3:0 beschert. Das darauf folgende Doppel hat bewiesen, dass der Faktor Kopf im Tischtennis eine bedeutende Rolle einnimmt. Der glückliche Gewinn des ersten Satzes, das Wettmachen eines 6:10 Rückstandes im 2. Satz und letztlich noch dessen Gewinn und eine folglich offenkundig deprimierte Gegnerinnen gepaart mit der plötzlichen Überzeugung gewinnen zu können, hat bei Valerie und Karoline riesige Kräfte freigemacht. Der Sieg im Doppel hat sie der Überraschung einen großen Schritt näher gebracht. In ähnlicher Tonart hat die dramatische Begegnung im 4. Spiel seine Fortsetzung gefunden. Nach den ersten beiden Sätzen hat Valerie wie die sichere Verliererin ausgesehen. Ungeduld, unsystematische Angriffe und das Vermissenlassen von gut platzierten und weichen Topspinschlägen haben sie beinahe ins Verderben laufen lassen. Die taktische Instruktion ihres Betreuers hat in diesem Spiel eine wundersame Wendung herbeigeführt. Valerie hat sich strikte an die Vorgaben des Betreuers gehalten und ist dafür mit dem Sieg belohnt worden. Damit spielen unsere Mädchen als Gruppenzweite gegen Slowenien sensationell um den Aufstieg in den 1. Level!
Unsere U18 Mannschaft weiblich rund um Galitschitsch Nicole hat am heutigen Spieltag nach den beiden Niederlagen einiges gutzumachen gehabt. Eine Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen Wales wäre daher mit einem sehr bitteren Beigeschmack behaftet gewesen. Luginger Melanie hat im 1. Satz des Eröffnungsspieles gute Möglichkeiten auf Punktgewinne herausgespielt, die sich dadurch bietenden Chancen auf einen Punktgewinn jedoch aufgrund zahlreicher unerzwungener Fehlschläge mit der Vorhand ungenützt gelassen. Nach verlorenem 1. Satz hat sie jedoch immer sicherer die Rückhand gespielt und die Vorhand besser zur Geltung kommen lassen. Die Folge waren eine Effizienzsteigerung und schöne Punktegewinne. Im 5. Satz hat sie ihre Gegnerin nicht mehr aufkommen lassen und ihr lediglich zwei Punkte überlassen. Nicole hat von Anbeginn der Gegnerin keine Möglichkeit geboten ins Spiel zu kommen, und nach Belieben gepunktet. Im 2. Satz hat sich eine Undiszipliniertheit eingeschlichen, womit der knappe Satzverlust zu begründen ist. Sich der Verantwortung bewusst, hat sie einen Gang höher geschaltet, und immer wieder leicht gepunktet. Beim Stande von 2:0 hat Schwaiger Marianne die Chance gehabt, das Spiel zu beenden. Leider hat sie offenkundig die knappe 2:3 Niederlage von gestern noch immer nicht wegzustecken vermocht. Auch heute ist sie nicht in der Lage gewesen, eine 10:8 Führung im 1. Satz gegen eine Spielerin, die mit Noppen außen auf der Rückhand agiert hat, in einen Satzgewinn umzumünzen. Nach dem Verlust des 1. Satzes hat sie viel zu viele Eigenfehler gemacht und somit ihr Spiel deutlich verloren. Nicole hat im 4. Spiel den Sack zumachen können, dabei jedoch ihr Leistungspotential nicht annähernd ausgeschöpft. Lange unkonzentrierte Phasen haben ihre Gegnerin unnotwendigerweise stark werden lassen und sie beinahe noch ins Wanken gebracht. Hätten unsere Mädchen nur ein Spiel mehr in der direkten Begegnung mit der Schweiz gewonnen, so müssten sie nun nicht um die Plätze 25 bis 30 spielen.
Unser U15 Team der Burschen hat völlig unbelastet gegen die an Nummer 1 gesetzten Deutschen spielen können. Anstelle von Hofmann Florian hat Betreuer Bian den Oberösterreicher Schaumberger Martin eingesetzt. Er hat gegen Qiu Dang, Europas Nummer drei, eine unerwartet starke Premierevorstellung im Einzel bei diesen Europameisterschaften gegeben. Den 1. Satz hat Martin offen gestaltet und sich erst im Nachspiel mit 11:13 geschlagen gegeben. Wäre der Deutsche taktisch nicht so hervorragend von seinem Trainer eingestellt geworden, so hätte der Sieger des 1. Satzes durchaus auch Schaumberger heißen können. Wenn auch der 2. Satz der Höhe nach eindeutig ausgegangen ist, so hat Martin durchaus Paroli bieten können. Dass in ihm ein großes und zukunftsversprechendes Talent schlummert und er mit Leib und Seele dem Tischtennis verfallen ist, hat er noch einmal im 3. Satz eindrucksvoll unter Beweis gestellt, der mit 11:8 ebenfalls an den Deutschen Spieler gegangen ist. Das Spiel hat aus dieser Sicht leider mit einem unbedankten 3:0 für Schaumberger geendet.
Klaus David hat sein Können gegen einen weiteren Europaklassemann zum wiederholten Mal bei dieser JEM beweisen können. Lediglich leichte Vorteile im Auf- und Rückschlagspiel haben neben jeweils 2 mehr gewonnen Punkten pro Satz den Gegner als Sieger von der Platte gehen lassen. Das Doppel haben Hofmann und Schaumberger an ihrer Leistungsgrenze gespielt. Ein Satzgewinn ist dennoch nicht realisierbar gewesen. Tolle Ballwechsel haben die Zuschauer stark beeindruckt. Zwei Sätze haben unsere Jungs absolut offen gestaltet. In der Endtabelle hat Österreich bei den U15-Mannschaftsvorrundenspielen den 4. Rang erreicht, sich im elitären Kreis der großen Nationen beachtlich und ernst zu nehmend präsentiert. In der Zwischenrunde wartet auf Österreich nun Kroatien, das mit Sicherheit zu favorisieren ist. Es wird schon einer Gewaltleistung bedürfen, wenn Österreich auch im nächsten Jahr im 1. Level vertreten sein will.
Zur selben Zeit wie unser U15-Team hat unser hoffnungsvolles Triumvirat Pfeffer Simon, Leitgeb Stefan und Luginger Christian Portugal sensationell mit 3:0 bezwungen.
Den Reigen der beeindruckenden Vorstellung hat Leitgeb Stefan eröffnet. Er hat sein gesamtes Schlagrepatoir ausgepackt und auch kämpferisch geglänzt und folgedessen im 3. Satz einen Rückstand von 6:10 wettgemacht und diesen Satz 14:12 gewonnen. Eine speziell im mentalen Bereich wahre Meisterleistung! Diese Konstellation ist eigenartigerweise aus einem Fairplay entstanden, als Stefan bei einem Stand, als er noch in Führung gelegen ist, dem Gegner einen vom Schiedsrichter aberkannten Punkt zuerkennen gewollt und dafür die gelbe Karte ausgefasst hat. Pfeffer Simon hat Stefan nicht nachstehen wollen und ebenfalls alle möglichen Varianten gespielt. Speziell seine parallelen Vorhandtopspinbälle haben seinen Gegner vor ein unlösbares Problem gestellt. Abgesehen vom verloren 2. Satz hat es eine impulsive und beeindruckende Präsentation seiner Person gegeben. Simon hat mit einem 3:1 Erfolg die Spielbox verlassen. Und dann hat in diesem Spiel noch ein gewisser Luginger Christian seine Visitenkarte abgegeben. Unbeeindruckt von der Stärke seines Gegners hat er ihm nie den Funken einer Chance gelassen, alle Sätze im Grunde problemlos gewonnen. Mit diesem Sieg ist bereits vor dem letzten Gruppenspiel Platz eins in der Vorrunde fixiert.
Im letzten Gruppenspiel unseres männlichen U18 Teams gegen Armenien haben Chen Alexander und Müllner Thomas das Vertrauen unseres Nationaltrainers und die Chance erhalten, ihr Können an der Seite von Luginger Christian zu beweisen.
Christians spielerischer Qualitätsüberschuss ist für seinen Gegner mit keinen ihm zu Gebote stehenden Mitteln zu kompensieren gewesen. Sein Service und erster Ball haben alle taktischen Kalküle desselben zunichte gemacht. Christian hat seine Vorrundenspielbilanz um einen Sieg erhöht. Recht einfach und absolut ungefährdet ist auch Chen Alexander zu einem 3:0 Sieg gekommen. Er hat in gewohnter Weise die Bälle an der Platte rasch genommen und so seinem Gegner keinen Spielaufbau ermöglicht. Thomas hat ebenfalls seine Premiere bei diesen Europameisterschaften gefeiert und sein Powertischtennis zur Schau gestellt. Er hat keine Spannung aufkommen lassen und gibt es an seinem Spiel keine Kritik anzubringen. Der Gegner ist einige Klassen zu schwach gewesen, um Thomas fordern zu können. Er hat sich ohne Ecken und Kanten in das "Superteam" eingefügt, was ihm aufgrund seiner derzeit gelebten Tischtennisphilosophie recht leicht gefallen ist.
Mit dem 1. Platz in der Endtabelle gehen unsere Jungs nunmehr auf die Jagd nach dem Aufstieg in den 1. Level. Wäre schön, wenn sie dieses heiß ersehnte Ziel erreichen würden.
Günter Plattner
Ergebnisse Teambewerbe:
17.07.2011 15:12