JEM: Bericht vom 4. Spieltag
zurückMittlerweile haben wir 5 Tage in Kasan verbracht und ist die Eingewöhnungsphase in den Alltag übergegangen. Die anfänglichen Probleme des vor Ort agierenden Organisationskomitees und mit demselben sind größtenteils gelöst. Es gibt Warmwasser rund um die Uhr, die Klimaanlagen funktionieren, das Frühstück wird mittlerweile in einer schönen und geräumigen Tennishalle eingenommen, der Ort für die Einnahme des Mittagessens ist in eine saubere Kantine einer örtlich sehr nahe gelegenen Schule verlegt und das Angebot an Speisen erweitert worden.
Es gibt leider noch immer keine Kühlschränke auf den Zimmern, das Internet am Zimmer funktioniert trotz der zur Verfügung gestellten Kabel nicht, es wird auch nicht jeden Tag das Zimmer wenigstens oberflächlich gereinigt, Betten werden nicht gemacht, es existiert kein Fernsehgerät und die Speisen sind offensichtlich nicht für die Gaumen einiger unserer Spielerinnen und Spieler bestimmt. Gott sei Dank, dass es in unserem Team noch keine krankheitsbedingten Ausfälle gibt und niemand verletzt ist.
Heute sind für unsere Teams einige wichtige Entscheidungsspiele um gute Endplatzierungen in den Mannschaftsbewerben am Programm gestanden. Vorweg darf ich festhalten, dass die sportlichen Leistungen bzw. Erfolge, nicht jedoch die Einstellung und der Kampfgeist, jenen der Vortage hinterher gehinkt sind.
Die Realität hat uns gezeigt, dass sich das Niveau unserer Spielerinnen und Spieler mit Sicherheit gehoben hat, aber selbstverständlich auch jenes der anderen, an diesen Jugendeuropameisterschaften teilnehmenden Sportler, nicht gerade gesunken ist.
Die Entwicklung im Tischtennis wird nicht stagnieren, sondern selbstverständlich im Eilzugstempo ihre Fortsetzung finden. Dieser Umstand soll alle Aktiven, aber auch alle Trainer in den Vereinen und LTTV dazu anspornen, noch mehr und qualitativ besser zu trainieren als bisher.
Neben dem technisch/taktischen Bereich sollte zukünftig unbedingt auch auf den athletischen und mentalen Bereich ein besonderes Auge geworfen werden. Bei Fehlen auch nur eine dieser drei Säulen, gerät der Sportler bei internationalen Wettkämpfen unweigerlich ins Hintertreffen. Die bisherigen Wettkämpfe haben allgemein und nicht alleine bezogen auf unsere Spielerinnen und Spieler bewiesen, dass ein Spiel aufgrund eines auch nur winzigen Mankos, dem im Training möglicherweise nur geringe Bedeutung beigemessen wird, verloren werden kann. Wenn wir die Sache ernst nehmen und uns alle dieser Herausforderung annehmen, dann werden wir auch schrittweise Tendenzen nach Vorne erkennen dürfen und können.
Ein entscheidender und unabdingbarer Faktor bei allen Überlegungen wird dabei immer das gute Zusammenspiel von Vereinen, LTTV und ÖTTV sein. Aber auch die Rolle der Eltern darf in diesem Rad nicht unterschätzt werden. Dass Österreich ein kleines Land ist, soll uns nicht dazu veranlassen, uns von der internationalen Entwicklung auszuschließen. Ich denke, dass auch wir in unserer Heimat gute Möglichkeiten vorfinden, um besser zu werden. Wir sollten diese Voraussetzungen nur effizienter nützen. Abschließen sei festgehalten, dass es keinen Anlass zu großer Sorge gibt, denn wir besitzen in Österreich einige Talente, die sich heute mit guten Gegnern durchaus messen können, und ich bin mir sicher, dass wir dazu auch zukünftig in der Lage sein werden.
U15 weiblich
Österreich - Spanien 2:3
Am heutigen Tag haben Tischler Valerie und Mischek Karoline nur ein Spiel, und zwar jenes gegen Spanien, zu bestreiten gehabt.
Karoline ist gegen jene Spielerin angetreten, gegen die sie beim Turnier in Luxemburg vor wenigen Wochen im Finale verloren hat. Aus dieser Finalniederlage hat sie Konsequenzen gezogen und sich taktisch gut eingestellt. Sie hat rasch 1:0 geführt, trotz guten Spiels dennoch Satz 2 verloren, was sie nicht wirklich aus der Ruhe gebracht hat. Ihr gutes Service und spektakulär parallel wie auch diagonal gespielte Topspinschläge, sowie gut gesetzte Blockbälle mit der Rückhand haben den Weg zum Erfolg geebnet. Das Spiel hat mit einem verdienten 3:2 Sieg für Karoline geendet. Damit ist die Revanche für die vor wenigen Wochen erlittene Finalniederlage vollends geglückt.
Nicht vom Glück begünstigt hat Valerie ihr Spiel verloren. Nach verlorenem 1. Satz hat sie souverän den Satzgleichstand hergestellt. Im 4. Satz hat sie es verabsäumt 2 Matchbälle zu verwerten, was sich, wie sich später herausgestellt hat, gerächt hat. Im 5. Satz hat sie erneut einen Matchball bei eigenem Service ungenützt gelassen und das Spiel damit äußerst unglücklich 2:3 verloren.
Unser Doppel hat die höchste Niederlage im bisherigen Turnierverlauf hinnehmen müssen. Es hat diesmal nichts zusammengepasst und daher haben sich die Gegnerinnen leicht durchgesetzt. Eine der Ursachen für die bittere Niederlage dürfte sicherlich unter anderem darin gelegen sein, dass Valerie von der knappen Niederlage im Einzel noch deprimiert gewesen ist. Die Spanierinnen haben 3:0 gewonnen.
Das anschließende Einzel von Karoline hat die gesamte Palette, beginnend mit genialen Punkteschlägen bis hin zu einer Serie leichter Fehler beinhaltet. Der gegnerische Betreuer hat beim Stande von 5:2 im 5. Satz ein Timeout genommen, wodurch sie komplett von der Rolle gekommen ist. Da hat auch das beim Stande von 5:6 für Karoline genommene Timeout nicht mehr die gewünschte Korrektur gebracht. Damit hat Österreich 1:3 verloren.
U15 männlich
Österreich - Weißrussland 0:3
Da Österreich gegen Estland gestern 3:0 gewonnen und Estland seinerseits heute Weißrussland 3:1 bezwungen hat, wäre ein einziger Spielpunkt erforderlich gewesen, um den 1. Platz in der Gruppe K sicherzustellen.
Hofmann Florian hat im 1. Satz des Eröffnungsspieles zu passiv agiert. Sein Gegner hat ihn immer wieder mit seinen früh genommenen Vorhandschlägen überrascht und ihm so das Spiel aufgezwungen. Die wenigen Chancen, die sich Florian geboten haben, hat er leichtfertig vergeben. Trotz verlorenem 1. Satz hat er seine Moral nicht verloren und weiter gekämpft. Die Vorentscheidung ist im 2. Satz gefallen, als er zwei Satzbälle nicht zu verwerten vermocht hat. Den Start in den 3. Satz hat er verschlafen und der Weißrusse ist 6:0 in Führung gelegen. Doch dann hat er eine bemerkenswerte Aufholjagd gestartet und sich noch ins Nachspiel gerettet, in dem der Gegner das bessere Ende für sich verbuchen hat können. Mit dem verlorenen Spiel ist David Müllner unter Druck gekommen. Unerklärliche, für ihn unüblich schlechte Serviceannahmen und sogar Serviceannahmefehler, sowie gute Blockbälle des Gegners haben David um den Erfolg im 1. Satz gebracht. Im 2. Satz hat die Hoffnung auf einen Erfolg ihre neue Nahrung bekommen, als David wieder so, wie die Tage zuvor, gespielt hat, und den Satz sicher für sich entscheiden konnte. Leider hat er den folgenden Satz 9:11 verloren. Den 4. Satz hat er wieder offen gestalten können und hätte er ihn wohl gewonnen, hätte er nicht einen Ball zum 8:9 und einen weiteren zum 11:12 verschlagen. Durch das 1:3 hat sich nun die Dramatik zugespitzt.
Nun hat unbedingt ein Sieg im Doppel her müssen, um den 1. Gruppenplatz zu erringen. An Davids Seite hat Schaumberger Martin, der von Halsschmerzen geplagt worden ist, gespielt.
Hat es anfänglich noch so ausgesehen, als würden unsere beiden Jungs den Gegnern nicht viele Punkte überlassen wollen, haben die Weißrussen ab dem Stand von 9:4 für unsere Paarung siebenmal in Serie gepunktet. Damit ist der Wiederstand des Österreichischen Doppels offensichtlich gebrochen geworden. David und Martin haben in den folgenden beiden Sätzen nicht einmal mehr annähernd das gespielt, zu dem sie fähig sind. Das Doppel ist mit einem klaren 3:0 an die Gegner gegangen. Weißrussland hat 3:0 gewonnen.
U18 weiblich
Österreich - Schweiz 1:3
Diese Begegnung hat es zum Auftakt der JEM bereits gegeben.
Betreuer Liu hat gegenüber dem 1. Spiel Raich Theresa anstelle von Schwaiger Marianne, die ihr Spiel unglücklich nach dem Verlust zweier Matchbälle verloren hat, eingesetzt.
Galitschitsch Nicole will und will nicht zu der Form finden, die sie noch vor wenigen Wochen bei ITTF-Turnieren zu beachtenswerten Erfolgen geführt hat. Das Auftaktspiel hat sie dennoch 3:1 gewonnen. Sie spielt zur Zeit zu verkrampft und auch ohne Selbstvertrauen.
Luginger Melanie ist gegen die Nummer 1 chancenlos gewesen. Egal was auch immer sie gemacht hat, die Schweizerin hat eine taktische Meisterleistung vollbracht und Melanie bis zum Schluss nie ins Spiel kommen lassen.
Raich Theresa hat dasselbe Schicksal ereilt wie Marianne im 1. Spiel. Sie hat bis zur 8:2 Führung im 5. Satz eine tadellose Leistung gezeigt und soweit ihre Gegnerin immer im Griff gehabt. Doch plötzlich hat sie, aufgrund des bisherigen Spielverlaufes im Grunde völlig unverständlich, aus Angst vor dem Gewinnen paralysiert gespielt und der Schweizerin 9 Punktgewinne in Folge überlassen. Ein sicher geglaubtes Spiel ist damit noch 2:3 verloren gegangen.
Nun ist wieder Nicole an der Reihe gewesen und hat auf sie eine schwere Arbeit gewartet. Nicole hat sich ihrer Aufgabenstellung bewusst gut ins Spiel gefunden. Die starke Schweizerin hat noch nicht das Rezept gefunden Nicols gut platzierte Bälle punktbringend zu kontern. Den 1. Satz hat Nicole gewonnen. In der Folge hat sie die Bälle nicht mehr mit der gehörigen Qualität gespielt und das hat gegen die Nummer 1 der Schweiz fatale Folgen gehabt. Je vehementer sich die Schweizerin in das Spiel eingebracht hat, desto mehr ist Nicols Spiel verfallen. Leider hat sie sich erneut der Schweizerin mit 1:3 und das weit unter ihrem Wert geschlagen gegeben. Die Schweiz hat mit 3:1 die Oberhand behalten.
Österreich - Litauen 3:2
Das Spiel gegen die bisher in Gruppe 0 führende Mannschaft aus Litauen ist mit Sicherheit kein leichtes gewesen, haben die Gegnerinnen doch eine mit Außennoppen auf der Rückhand spielende Akteurin in ihren Reihen, mit der sie Punktschläge machen kann, und die überdies über einen ungemein sichere Vorhand verfügt, mit der sie die Bälle geschickt zu verteilen in der Lage ist.
Die Qualität ihrer Schläge hat als erste Luginger Melanie als Betroffene zur Kenntnis nehmen müssen. Melanie hat es nicht geschafft, die unangenehme Rückhand zu neutralisieren und hat bis auf den 3. Satz keine Chance auf einen Satzgewinn gehabt. Erst gegen Ende des Spieles hat sie es besser verstanden, wie gegen Litauens Nummer 1 zu spielen wäre, um zum Erfolg zu kommen. Aber da ist es bereits zu spät gewesen. Lithauen ist mit 1:0 in Führung gegangen. Nicole hat 5 Sätze benötigt, um letztlich ganz sicher und ungefährdet zu gewinnen und den Spielstand auf 1:1 zu stellen. Bundestrainer Liu hat trotz der knappen und unglücklichen Niederlage im Spiel gegen die Schweiz erneut Raich Theresa das Vertrauen geschenkt. Theresa hat gut gespielt und ihre Widersacherin beherrscht. Die Überlegenheit hat sich auch im Resultat ausgedrückt. Beim Stande von 5:2 im 3. Satz hat für Marianne wieder eine kritische Phase begonnen. Von einer auf die andere Sekunde hat sie grundlos zu spielen aufgehört und hat vollkommen nervös gewirkt. Die folgenden zwei Sätze hat sie 9:11 verloren. Der Gedanke ist nahe gelegen, dass sie auch dieses so bedeutsame Spiel aus der Hand geben könnte. Aber diesmal hat Marianne nicht mitgespielt und den Entscheidungssatz im Nachspiel gewonnen! Ein tiefes Seufzen ist hörbar gewesen, denn sie hat für Österreich einen ganz wichtigen Punkt gemacht.
Nicole hat nun die Gelegenheit gehabt, die Ausgangslage vor dem morgigen letzten Spiel für unser Team zu verbessern. Leider hat sie sich zu wenig bewegt und Bälle sehr häufig in die Rückhand der Gegnerin geschupft. Sobald ein Ball zu hoch retourniert worden ist, hat ihre Gegnerin Druck und zumeist den Punkt gemacht. Hat sie sich im 1. Satz noch knapp geschlagen geben müssen, so hat sie die beiden nächsten Sätze keine echte Chance gehabt.
Melanie hat im Entscheidungsspiel nichts anbrennen lassen und mit gutem Spiel den für den Sieg erforderlichen Punkt geholt. Österreich hat 3:2 gewonnen.
U18 männlich
Österreich - Spanien 3:1
Für das Spiel gegen Spanien hat Bundestrainer Bian anstelle der Spieler Leitgeb Stefan und Luginger Christian unseren jüngsten Akteur Müllner Thomas, der uns bei der letztjährigen JEM große Freuden bereitet hat, und Chen Alexander eingesetzt.
Pfeffer Simon hat sich zwei Ziele gesteckt. Das eine wäre, mit dem Team das Spiel zu gewinnen, und das andere, dass er die blütenweise Weste beibehalten kann. Bereits im ersten Spiel hat der die Möglichkeit gehabt, die Vorsätze in die Tat umzusetzen. Zu Beginn des Spieles hat er mit leichten Konzentrationsproblemen gekämpft und den 1. Satz verloren. Ohne auch nur einen geringen Zweifel an seiner Stärke zu haben, hat er unbeirrt mit einer in jeder Beziehung guten Einstellung seinen bisherigen Erfolgsrun prolongiert. Die folgenden drei Sätze hat er spielerisch geglänzt und seinem Gegner keine Chance mehr gelassen.
Als nächster ist Chen Alexander ein die Reihe gekommen. Er hat einen jener Tage gehabt, an denen er sein bestes Tischtennis zeigen kann. Die Bälle hat er früh genommen und so den Gegner unter Druck gesetzt. Seine Beinarbeit hat keine Wünsche offengelassen und seine Rückhandschläge hat er sicher und für den Gegner unangenehm platziert. Alexander hat sich von den Außennoppen seines Gegners nicht beirren lassen und sich 3:1 durchgesetzt und somit dem Team einen großen Dienst erweisen.
Müllner Thomas hat in den ersten beiden Sätzen an die großartigen Leistungen bei der vorjährigen JEM anschließen können und diese gewonnen. Umfassendes Engagement, Eifer und unbedingten Siegeswillen hat er auch in den folgenden drei Sätzen eindrucksvoll zur Schau gestellt. Dennoch hat er das Spiel 2:3 verloren. Seine Vor- und Rückhandqualitäten stehen jenen seiner Mannschaftskollegen um nichts nach. Mental sind jedoch minimale Probleme an den Tag getreten. Trost sei ihm, dass er noch im 1. Jahr der U18 steht und daher noch ausreichend Zeit vorfinden wird, Erfahrung zu sammeln.
Simon ist auch in seinem letzten Spiel des heutigen Tages nicht zu bezwingen gewesen. Er hat dieses 3:1 gewonnen und es damit geschafft, Österreich zusammen mit seinen Kollegen zum Sieg zu verhelfen und so ganz nebenbei auch noch ungeschlagen zu bleiben.
Betreuer Bian sieht Simons großes Plus darin, dass er, wie im Übrigen auch alle seiner Mitspieler, großen Respekt vor dem Team hat und sich bedingungslos loyal in die Mannschaft einordnet. Am Dienstag spielt das U18 Team männlich um Platz 21 gegen Dänemark.
Günter Plattner
Ergebnisse Teambewerbe:
19.07.2011 09:42