Michael Maze - Pokerdeck statt Tischtennisplatte

zurück

Bei der Europameisterschaft 2012 in Herning, Dänemark, kürten sich Daniel Habesohn und Robert Gardos zu Europameistern im Doppel, Liu Jia freute sich über Bronze im Einzel und Stefan Fegerl stürzte eine ganze Nation in die Depression.

Das Ausscheiden von Lokalmatador Michael Maze machte die Tischtennis EM 2012 plötzlich nur noch zu einer Randnotiz. Eine Hüftoperation setzt Maze möglicherweise bis 2014 außer Gefecht. Seine Zeit vertreibt er sich dafür am Pokertisch.

2012 galt Michael Maze als einer der heißesten Kandidaten auf Gold. Die Erwartungen einer ganzen Nation lasteten auf seinen Schultern. Die gesamte Berichterstattung und Werbung war auf seinem Gesicht aufgebaut. Als gesetzter Spieler traf Maze dann in Runde eins auf Stefan Fegerl. Dabei war es für den Österreicher ein Glück überhaupt noch im Turnier zu stehen. Als einer von fünf Gruppenzweiten, von insgesamt 27 Vorrundengruppen, wurde Fegerl bei der Auslosung als Lucky Loser gezogen und Michael Maze gegenübergesetzt.

Danach geschah aus Sicht der Dänen das Unmögliche: Stefan Fegerl warf zum Entsetzen des Publikums den Mitfavoriten auf Gold mit 4:2 aus dem Turnier. Dänemark stand still. Nach dieser Meldung widmete man sich im Königreich schnell anderen Sportarten, die Tischtennis EM wurde zur Randnotiz und die Ränge in der Halle blieben in den darauffolgenden Tagen nahezu leer.

Der Europameister von 2009 verließ die Halle mit hängendem Kopf. Seit seinem Triumph in Stuttgart 2009 scheint an dem Dänen das Pech zu kleben, plagen ihn seither immer wieder Verletzungen. Nach der EM 2012 unterzog sich Maze zwei Hüftoperationen. Seit Juni kann er endlich wieder ohne Krücken gehen und sogar ein leichtes Lauftraining absolvieren.

Dem deutschen Monatsmagazin "tischtennis" berichtete Michael Maze: "Es war ein langer und harter Prozess, und es ist ein Sieg, dass ich endlich diese Krücken wegwerfen konnte. Ich habe mich vier, fünf Monate darauf gefreut, endlich wieder gehen zu können. Ich fühle mich nicht mehr behindert."

Poker als zweites Standbein?

Während Maze selbst hofft im Herbst wieder an der Platte stehen zu können, gibt Dänemarks Sportdirektor Peter Sartz vorsichtigere Prognosen ab und nennt den Jänner 2014 als ein mögliches Comeback des 32-Jährigen.
Die viele überschüssige Zeit in den letzten Monaten nutzte er dafür um einer weiteren Leidenschaft nachzugehen - dem Pokerspiel. Als Zwölfter bei den dänischen Poker-Meisterschaften hat er sich bereits seine ersten Sporen verdient und zieht im Interview mit "tischtennis" sogar parallelen zu seiner eigentlichen Paradedisziplin: "Es ist wie 9:9 bei großen Tischtennis-Turnieren."

So sehr ihm pokern auch Spaß macht, die Zukunft gehört dem Tischtennis. Seine Trophäensammlung wird geziert von Medaillen bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, sein größter Erfolg steht ihm aber wohl noch bevor wie  er "tischtennis" erzählt: "Mein größter Traum ist es, überhaupt zurückzukommen. Ich liebe Tischtennis und vermisse es wie die Hölle."

In seinem letzten Satz prophezeit er sogar: "Ich erwarte, umso stärker zurückzukommen. Das habe ich schon nach meiner letzten langen Zwangspause gezeigt."


Michael Maze - Pokerdeck statt Tischtennisplatte

25.09.2013 11:42

zurück